Johann Lugstein

Biografie als PDF mit Quellen und Literatur:

Tischler, Inhaber einer Parkettbodenfabrik

* 25. August 1902 in Steindorf bei Straßwalchen

† 5. Jänner 1976 in Salzburg

Straßenbenennung: Johann-Lugstein-Weg, beschlossen am 31. März 1978

Lage: Liefering; Verbindungsweg zwischen Lieferinger Hauptstraße und Münchner Bundesstraße.

 

Johann Lugstein wurde am 25. August 1902 in Steindorf bei Straßwalchen als unehelicher Sohn von Johann Lugstein (röm.-kath.), Zimmerer in Neumarkt und Maria Spritzendorfer (geb. 21. Jänner 1885) geboren und wurde nach der Eheschließung der Eltern am 22. Mai 1906 ehelich legitimiert. Lugstein erlernte wie sein Vater den Beruf des Zimmermanns und heiratete am 28. Juni 1926 in Irrsdorf die Schneiderin Maria Schafleitner (geb. 12. April 1908), Tochter von Franz Schafleitner (Zimmermann) und Theresia (geb. Rinnerthaler). Aus Irrsdorf zogen die Lugsteins vor dem 1. Juli 1933 nach Liefering in die Münchner Hauptstraße 110 (heute Lieferinger Hauptstraße 152).

 

NS-Zeit

Im Februar 1937 trat Johann Lugstein in Liefering der NSDAP bei, betätigte sich also als illegaler Nationalsozialist, was er nach 1945 mit seiner Arbeitslosigkeit und der Schwierigkeit, ohne NSDAP-Parteimitgliedschaft in Freilassing einer Arbeit nachzugehen, begründete: „Im Jahre 1935 war ich in großer Notlage, in meinem Beruf als Parkettischler keine Arbeit, mein Siedlungs-Haus, das ich eben bezogen hatte, mit Schulden belastet, und so entschloß ich mich in Bayern Arbeit zu suchen. Ich wurde bei der Firma Wrede in Freilassing angestellt.“Anschließend sei er „im Jahre 1936 zweimal von der Gestapo als politisch unzuverlässig vom Arbeitsplatz entfernt“ worden, wobei unklar ist, ob es sich dabei um eine Schutzbehauptung handelt. Da er deshalb „Ende 1936 in Bayern die Arbeit aufgeben“ habe müssen, habe er sich „im Februar 1937“ entschlossen, „in Liefering der N.S.D.A.P. beizutreten. Ich erhielt daraufhin bei der Firma Wrede meine frühere Anstellung.“ Die Firma Wrede war eine von Georg Wrede (1864–1927) aufgebaute Parkettfabrik an der heutigen Georg-Wrede-Straße in Freilassing. Auf Grund dieser beruflichen Abhängigkeit von der Partei habe er „die Stelle eines Blockleiters der NSDAP und NSV übernehmen“ müssen. Lugstein betonte, weiterhin katholisch geblieben und „jederzeit meinen religiösen Pflichten öffentlich nachgekommen“ zu sein. Daher sei er, wie er mit eher anekdotischem Wert anfügt, von anderen Parteimitgliedern „niemals als vollwertiges Parteimitglied gewertet“ worden, was angesichts seiner Tätigkeit als Blockleiter nicht stimmig erscheint. Im Lieferinger Stadtpfarrer Karl Haas hatte Lugstein einen Fürsprecher in dieser Angelegenheit. Im Meldeblatt zur NS-Registrierung bezeichnete er sich entgegen seinen Ausführungen im Entregistrierungsgesuch als Parteianwärter vom Frühjahr 1937 bis Mai 1938 und Parteimitglied ab Mai 1938, was rein formell seine Richtigkeit haben dürfte. Er wurde im Registrierungsblatt rot unterstrichen, also als „Illegaler“ gewertet. Lugstein wurde rechtskräftig als „minderbelastet“ registriert.

 

Nachkriegszeit

Nach 1945 arbeitete Johann Lugstein zunächst als Parkettbodenleger bei Michael Strutzenberger, Parkettbodenlegermeister und Obmann des Gehörlosenvereins. 1950 gründete er seinen eigenen Tischlereibetrieb im Lieferinger „Dorfkern in Richtung Lieferinger Spitz“, spezialisiert auf „Fußböden, insbesondere Parkettböden“. In Liefering war Lugstein zudem „über 40 Jahre im Pfarrausschuß und im Kirchenrat Liefering tätig. Ebenso wirkte er viele Jahre im Vorstand der Raiffeisenkasse Liefering und in der Liedertafel Salzburg-Liefering.“ Johann Lugstein verstarb am 5. Jänner 1976 in Salzburg-Liefering. Sein Sohn Hanspeter Lugstein (3. Juli 1947–3. Oktober 2010) übernahm den Betrieb, war Landesinnungsmeister der Bodenleger und fungierte ab 1995 als Bundesinnungsmeister. Auf kulturellem Gebiet engagierte er sich ab 1974 als Obmann der Liedertafel, war Vizepräsident des Österreichischen Chorverbandes und von 2005 bis 2007 Vorsitzender des Dachverbandes der Salzburger Volkskultur.

 

Straßenbenennung

Im September 1976 schlug der „Club Liefering“ dem Kulturamt der Stadt Salzburg vor, die beiden Aufschließungsstraßen zwischen Münchner Bundesstraße und Lieferinger Hauptstraße nach dem ehemaligen Gut Bruchegger und dem ehemaligen Hörmanngut in Brucheggerweg und Hörmannweg zu benennen. Die beiden Anregungen wurden von der Magistratsabteilung II vorgemerkt. In der Zwischenzeit war jedoch auch ein Brief des Katholischen Pfarramts Salzburg-Liefering bei Gemeinderat Dr. Karl Wagner (ÖVP) eingelangt, den dieser an die Kulturabteilung weiterleitete. Darin bat Pfarrer Hans Bauer, „beim zuständigen Gremium der Stadtgemeinde Salzburg unser Anliegen einzubringen, daß der verstorbene Herr Johann Lugstein Ehrung erfährt durch die Benennung einer Straße nach ihm.“ Konkret nannte der Pfarrer eine der beiden oben erwähnten Verbindungsstraßen. Er begründete den Vorschlag mit dem beruflichen Engagement von Johann Lugstein in Liefering, seine über 40 Jahre währende Tätigkeit im Pfarrgemeinderat, sein „jahrzehntelanges Mittun in der Liedertafel“, seine „Hilfsbereitschaft von Mensch zu Mensch“ und sein vorbildliches Familienleben. Und nicht zuletzt hob Pfarrer Bauer die „öffentliche Verantwortung“ von Johann Lugstein hervor. „So trug er auch fast zwanzig Jahre lang die Verantwortung in der Raiffeisenkasse Liefering als Vorsitzender des Aufsichtsrates und wirkte als treue Stütze seiner politischen Partei.“ Damit meinte Bauer die ÖVP.

Am 30. Jänner 1978 akkordierte der zuständige Unterausschuss Vorschläge für eine Reihe von Straßenneubenennungen im Stadtgebiet und legte sie gesammelt in einem Amtsbericht der Abteilung II vor. Als Vorgang 6 war darin zu lesen, dass „das katholische Pfarramt Salzburg-Liefering ersucht, den Verbindungsweg zwischen Lieferinger Hauptstraße und Münchner Bundesstraße (…) nach dem verstorbenen Lieferinger Bürger Johann Lugstein LUGSTEINWEG zu benennen“. Der Kulturausschuss stimmte diesem Vorschlag in seiner Sitzung vom 2. März 1978 einstimmig zu, ebenso der Stadtsenat am 8. des Monats. In der Sitzung vom 31. März 1978 beschloss der Gemeinderat der Stadt Salzburg einstimmig (16 SPÖ, 14 ÖVP, 8 FPÖ, 2 Bürgerliste) den im Amtsbericht vorgeschlagenen „Lugsteinweg“. Wie es schlussendlich zur heutigen Version „Johann-Lugstein-Weg“ kam, geht aus den Akten nicht hervor.