Gestaltungsbeirat: Manches könnte Meilenstein werden

Städtebau und Biodiversität werden Thema
Donnerstag, 27.01.2022

Zehn Projekte standen auf der Agenda der 234. Sitzung des Gestaltungsbeirats – Cov-bedingt erstmals mit Owl-Screen und Zoom-Zusammenkunft virtuell abgehalten. Ergebnisse der produktiven Meetings:

Wohnbau Münchner Bundesstraße 9

Anstelle des ehemaligen ARBÖ-Gebäudes plant die Kainz GmbH die Errichtung eines Wohnbauprojekts an der Münchner Bundesstraße 9. Für den gesamten – stark von Durchfahrtsverkehr geprägten - Straßenzug gibt es eine Studie, die auf abschirmende, hohe Bauten zur Bundesstraße hin setzt, die im „Hintergrund“ Wohnen ermöglicht.

„Die Planer haben ein gutes Konzept für diesen Baugrund an einer der stark befahrenen Bundesstraße vorgelegt“, sagt Marina Hämmerle, stellvertretende Vorsitzende des Gestaltungsbeirats. „Es ist eine breite Palette von Wohnungstypen geplant – von zwei- und drei-Zimmern bis zur Maisonette -, und sie sind alle nach hinten zur Glan ausgerichtet.“ Mit einer ambitionierten Frei- und Grünraumplanung (allee42 landschaftsarchitekten) und Gründächern versucht man zudem einen Beitrag zur Klimawandelanpassung in diesem verkehrsreichen Gebiet zu leisten. Integriert in die Planung ist auch eine Rad- und Fußwegverbindung zur Glan.

SALK – Neubau Parkhaus und Vorplatzgestaltung CDK

Mit der Ecke Ignaz-Harrer-Straße/Guggenmoosstraße beschäftigen sich Stadtplanung und Gestaltungsbeirat bereits seit mehreren Jahren. Die Aufgabenstellung ist tatsächlich auch komplex: Die CDK soll um ein Suchthilfezentrum erweitert werden, die großflächige Versiegelung für Parkplätze im Vorbereich einem Parkhaus weichen und der gesamte Komplex mit einem städtebaulich adäquaten Entree aufgewertet werden. Nebenschauplatz – für das stadtplanerische Gesamtkonzept jedoch wesentlich – ist und bleibt der Hypo-Pavillon am östlichen Rand des Areals.

Aktuell geht es um den gemeinsamen Bauakt für das Parkhaus und die Gestaltung des öffentlichen Vorplatzes nach Ergebnissen eines Wettbewerbs, der bereits 2019 durchgeführt wurde, als ersten Abschnitt des Gesamtprojekts. Der Neubau des Suchthilfezentrums folgt als eigenes Projekt nach. Dominik Bueckers, Experte für Landschaftsarchitektur im GBR, sagt: „Insgesamt betrachtet geht es hier um einen Stadt-Baustein an einer exponierten Stelle. Wenn der aktuell großflächige Parkplatz weg und durch das Parkhaus ersetzt ist, kann der Vorplatz ein attraktives Entrée für alle unterschiedlichen Nutzungen auf dem CDK-Gelände werden, auch fürs Zufußgehen und Radfahren. Die Sache steht und fällt aber mit der Qualität der technischen Umsetzung der künstlerisch konzipierten Vorplatzgestaltung.“

Dazu wurde ein Wettbewerb durchgeführt; dem Siegerentwurf folgend soll der Doppler-Effekt (konzentrische, kreisförmige Wellen) in Form einer großformatigen Bodeninstallation den neu zu gewinnenden Freiraum zwischen Straßenraum und Klinikum prägen.

Der Bebauungsplan der Aufbaustufe liegt ab Mitte Februar zur öffentlichen Einsicht auf.

RAIKA Zentrallager Bergheim

Bis dato ist das Zentrallager des Raiffeisenverbands in Bergheim eine disparate Angelegenheit aus alter Lagerhalle und Lager-Freiflächen. Das soll sich ändern. Mit dem geplanten Zentrallager-Neubau entstehen insgesamt rund 13.000 m² Lagerräumlichkeiten, die mit echtem Mehrwert punkten:

Gut die Hälfte der neuen Dachflächen sind als grünes Biodiversitätsdach konzipiert. Auf einer Substratbasis (12 bis 25 cm) sorgen Steine, Sand, Totholz, Kräuter und Pflanzen sowie unterschiedlich feuchte Zonen für ein Biotop, das Bienen, Insekten, Vögel und weitere Fauna beherbergen kann. Die zweite Hälfte der Dachfläche ist für eine Photovoltaik-Anlage vorgesehen.

„Da geht es um eine wirklich eindrückliche Fläche, eine vorbildliche Lösung und einen Mehrwert für das kleinräumliche Klima“, sagt Dominik Bueckers. Die Bäume, der Grünraum und ein neuer Gehsteig entlang der Metzgerstraße (Nähe Lokalbahn-Station) würden ebenso zur Aufwertung des Grätzls wie zu besseren Bedingungen für die Arbeitnehmer der Raika beitragen. Fazit des GBR: „Eine wesentliche strukturelle Verbesserung durch die architektonische Gestaltung und beachtlicher Mehrwert durch die größte Biodiversitätsfläche, die bisher in Salzburg entsteht.“

Sanierung Volksschule Abfalter

In den 1970er Jahre, immerhin schon 50 Jahre her, wurden Volksschule und Kindergarten Abfalter gebaut. Der Kindergarten wurde bereits auf Vordermann gebracht, jetzt steht die thermische und innenräumliche Sanierung der Volksschule an.

Bauherrin der städtischen Liegenschaft ist die SIG, und sie schließt mit dem Konzept für die Schulsanierung an den Duktus des baulich verbundenen, bereits sanierten Kindergartens an: thermische Sanierung auf aktuellem Standard mit Holzverkleidung. Für den Fall, dass in Abfalter zukünftig eine Ganztagesschule eingerichtet wird, bleibt die Option offen, die bestehende Brückenverbindung zwischen Schule und Kindergarten in entsprechende Räumlichkeiten auszubauen, und dann auch eine PV-Anlage auf dem Dach zu installieren. Zeitliche Vorgaben gibt das Schuljahr: Gebaut werden kann jeweils nur in den Sommerferien.

Senior:innen-Wohnanlage Aigen

Die ÖJAB Wohnanlage an der Aignerstraße 19 bietet Wohn- und Pflegemöglichkeiten für Senior:innen mit unterschiedlichen Bedürfnissen – vom eigenständigen, praktisch unterstützten Wohnen bis zur umfassenden Pflege.

Geplant ist die Sanierung und Erweiterung der Anlage. Umschlossen ist das Areal von einem geschützten Landschaftsteil mit bis zu 30 Meter hohem, alten Baumbestand. In diese Umgebung bettet sich die in zweiter Begegnung mit dem GBR vorgelegte Erweiterungsplanung ein. Die Bestandsgebäude sollen von drei auf vier Geschosse erhöht werden, der Neubau schließt als Prisma-förmiger Punktbau mit einem inneren Lichthof in Atrium-Manier räumlich an.

„Dieser Neubau ist nicht nur städtebaulich zwischen dem alten Baumbestand sehr gut gesetzt, er erfüllt auch die pflegerischen Anforderungen ausgezeichnet – mit kurzen Wegen, dem inneren Rundgang auch als Begegnungsraum für Bewohner:innen und der Anordnung von Doppelzimmern zu Vierergruppen.“, sagt GBR-Mitglied Architektin Jórunn Ragnarsdóttir.

Die Bauherrschaft habe die Anregung aus dem vorhergehenden Gespräch im GBR, alles neu zu überdenken, ohne Vorbehalte aufgenommen und eine veritabel beeindruckende neue Entwicklung des Projekts vorgelegt. Besonders wohl überlegt sind sämtliche Sichtachsen von jeder Etage aus dem Pflegegebäude sowie der integrativ entwickelte Freiraum- und Mobilitätsplan. Gezielte Öffnungen und Balkone zum zentralen grünen Platz sorgen in der kompakten Situation für schöne Ausblicke in jede Richtung. Die Oberflächenparkplätze werden in eine neu entstehende Tiefgarage verlegt, womit der Grünraum weiter entsiegelt und proaktiv nutzbar wird. Weitere Empfehlung des Beirats: robuste, natürliche und haptisch warme Materialien in allen inneren Bereichen.

Biodiversitätsdach Raika Zentrallager

Cay Bubendorfer